Liebe an der Skifahrt Interessierte,
Donnerstag, 23.1:
Letzter Tag!
Die Natur begrüßte uns am letzten Tag mit einem neuen Reiz: Wolken. War zuvor der Himmel nahezu immer strahlend blau, lockt der letzte Morgen mit attraktiven, reizvoll von unten angestrahlten Wolken über den Bergspitzen. Ein schöner Abschiedsgruß. Im Laufe des Tages kam dann auch Schnee dazu, was für das grundsätzliche ökologische Verständnis eines Schülers sehr hilfreich war, denn er fragte mich, ob ich glaube, dass es hier überhaupt schneie. Als ich bestätigte, dass ich das glaube, gar davon als gesicherte Tatsache ausginge, äußerte er, dass er dem nicht folgen könne: Er gehe davon aus, dass alles seit der Eiszeit hier liege. So hat denn das Wetter als unumstößliche Tatsache heute ein Weltbild verschoben. lerning by nature.
Dann kam der Nebel. Auch hier war etwas zu lernen, nämlich dass Skifahren keine Schönwettersportart ist, sondern in unterschiedlichen Wetterlagen betrieben werden kann. Ansonsten Kaiserwetter. Nur in einer Nacht, nahe der Geisterstunde, gab es ein Grollen, dann ein gewaltiges, aber nur kurzes Gewitter. Erfreulicherweise verbesserte sich die Schlafenszeit, dröhnender Dummschwätzerei reduzierte sich. Sachen gibt`s. Lerning by night, lerning all überall.
Das Wetter übergibt uns mit seinem Umschwung beinahe in einem symbolischen Akt dem Bus und der großen Fahrt heute Nacht. Ein pädagogische Anliegen aller Lehrerinnen und Lehrer soll es sein, die Lernenden auf ihrem Weg ins eigenständige Leben zu begleiten und auf dieses vorzubereiten. Für die Skifahrt heißt dass, dass der Übergang von dieser Winterwunderwelt in den harten SchülerInnenalltag nicht zu abrupt gestaltet werden muss. Behutsame und fließende Übergänge, wie auf der Piste. Präzise heißt das: Leistungsüberprüfungen! Gestern gab es bereits die theoretische Abfrage über Fragen der Pistenregeln und das eigene Verhalten, heute kam dann die Praxis dran: Alle Anfängergruppen zeigten auf einem mit Hütchen markierten Parcours ihre erlernten Fähigkeiten, die dann auf einem dezidiert ausgearbeiteten Bewertungsbogen vermerkt wurden. Es waren durchweg beachtliche Leistungen, die man da sehen konnte. Die Fortgeschrittenen und Könner hatte ihre Benotung bereits hinter sich und haben Lustfahrten unternommen. Man darf nicht vergessen, dass die Skifahrt auch unterrichtliches Vorhaben ist und somit Teil der Gesamtnote sein wird.
Und so hoffen wir nun alle, dass dieser Akt der Humanität den Kindern einen guten Start in den Schulalltag am Montag ermöglicht.
Die tollen Leistungen beim Fahren haben einen Grund:
Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich zum Skifahren gekommen, wie der Golf Plus-Fahrer gesetzteren Alters mit Hut auf der Ablage zu einem Ticket + drei Punkte in Flensburg wegen Geschwindigkeitsübertretung. Deshalb fällt es nicht schwer, aus der Perspektive des Lernenden einer Gruppe den Lernfortgang und die Betreuung zu beschreiben. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie groß die Fortschritte sind. Man kann gut beobachten, wie die Freude in die Gesichter der Kinder Einzug erhält, nachdem sie wieder einen neuen technischen Aspekt erlernt oder eine vorherige Schwierigkeit gemeistert haben. Und dann das Strahlen nach dem ersten steileren Pistenabschnitt, der ersten blauen Pistendurchfahrt, der ersten roten...als ob Fanfaren erschallen und ein gleißend Licht um den Weltenbezwinger sich legt. Ein phantastisches Gefühl, wahrlich, dass auf jeder Stufe des Könnens sich einstellt.
Dass das so ist, liegt zu einem ganz großen Teil an den Skilehrern und der Skilehrerin, ein Großteil aus dem Kollegium, die sich fortwährend nach jeder Einheit zusammensetzten und berieten, wer in welcher Gruppe am besten lernen könne, wen man tauschen könne. Ich selbst erlebte vier von Ihnen und in jeder Einheit haben sie mir gezielte Tipps gegeben, die mich immer besser fahren ließen. Gerade in Anbetracht anderer Skigruppen von anderswo, muss ich einmal aufrichtig bekennen, dass während unserer Fahrt ganz wunderbar und mit Augenmaß gearbeitet wird. Das gilt im Übrigen genauso für die anderen Mitglieder des Betreuerteams, die die Stimmung immer hoch hielten und sich großartig um die Kinder kümmerten. Ich als Teilnehmer fühlte mich sehr gut betreut und angenommen. Größtes und noch ernster gemeintes Lob!
Da der Bus gleich kommt in kurzer österreichischer Tradition gesagt: Das ging sich aus!
Bis Morgen
Mittwoch 22.1:
Kein großer Poet dichtete einmal und sang danach:
"Schifahr'n is der größte Hit
Olle samma superfit.
Irgendwo
Da gibt's immer Schnee
Ja
Schifahr'n des is schee."
Fragen Sie mich nicht, warum, aber diese Textzeile aus ferneren Tagen fällt mir immer ein, wenn ich an Skifahren denke: Mir als nicht passionierter, weil eigentlich nicht fahrender Skifahrer, der erst hier angefangen hat, sich richtig mit den Brettern, die für manche die Welt bedeuten, leider nur leidlich zu beschäftigen. Wolfgang Fiereck war es, der die Kulturgeschichte durch oben zitierte Position bereichert hat.
Man kann weder über den ästhetischen Wert dieser Textzeilen noch über den Musikalischen streiten und manchmal frage ich mich, warum es Komponisten, Texter, Autoren nicht anschaulicher gelungen ist, den Zauber des Skifahrens einzufangen (, wenn wir die Angst vor dem Steilen, die Panik vor der Rechtskurve, die im Verderben zu enden droht und Weiteres außer Betracht lassen).
Skifahren macht Spaß, reinen Spaß! Es gibt ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung, sich den Weg zu suchen, der einem gefällt, die Herausforderung, schwierige Situationen und Verhältnisse aufzulösen, die Harmonie der Bewegung und der Rausch der Geschwindigkeit. Und zu allem verhält sich der Körper und Geist.
Alles vollzieht sich in weiten Berglandschaften, der Ausblick lässt Ehrfurcht vor der Kraft und Größe der Natur wachsen. Gemeinschaft ist ein weiterer Aspekt, sei es auf der Hütten oder die helfende Hand, die dem im Schnee liegenden gereicht wird. Wenn man Skifahrenden in das Gesicht schaut, dann erspürt man die tiefe Berührung.
(Jetzt wäre ein guter Augenblick, sich die Bilder anzusehen, wenn nicht schon geschehen, die neuesten werden oben eingefügt).
Harmonie, innere Auseinandersetzung und Reflexion, Ästhetik, Selbstwirksamkeit, Ursprung, alles vorhanden, oder wie es Markus Weber sagen würden: Skifahren ist die Auflösung des eigenen Ichs in (oder mit) der Bewegung und der Natur.
Die These, dass der skifahrende Mensch eventuell tiefer von seinem Hobby berührt wird, als er es selbst wahrnimmt, könnte zumindest berechtigterweise aufgestellt werden.
Tatsächlich habe ich mich gefragt, wieso so selten diese Thematik in tiefergehenden kulturellen Werken verankert ist.
Sie schimmert, wenn man es positiv ausdrücken will, bei Fierek vielleicht seicht durch, aber auch, wenn man zu anderen Barden dieser Zunft schaut, erweitert sich die menschliche Tiefe nicht so ursprünglich wie ein Bergpanorama auf der Piste: Beispiele gefällig?
Schiefoan, Heit gemma wieder alle Schifoan, Schifoan möcht i, I Fahr Schi, Heit gehn mir Schifahrn, Wir wedeln im Schnee, Klostertaler Wedellied, Juchee im Pulverschnee...
Mir fällt nach längerem Nachdenken auch im filmischen Bereich nur ein Beispiel ein, in der das Skifahren als nicht unerheblicher, aber nicht zentraler Teil eines existentiellen Erlebnisses vorkommt und der ästhetisch fulminant daher kommt, wobei er das Wunderschöne des Sports nicht beinhaltet, sondern das wundertraurige mancher Menschlicher Existenz: "Höhere Gewalt" (Ausgenommen natürlich die Bogner-Filme, die jedoch mehr die Faszination von außen darstellen).
Die Frage, warum zwischen innerer Berührung und kultureller Umsetzung eine überraschend große Kluft festzustellen ist, bleibt unbeantwortet, was im Übrigen auch ein Zeichen dafür sein kann, dass sie falsch gestellt oder sinnlos ist.
Herr Hennig Meister würden antworten: Die menschliche Sehnsucht steckt wortkarg aber emotional deutlich spürbar in Wolfgang Amboss´ kehligem Ausruf "Schifoan" in gleichnamigem Lied.
Was passierte außerdem: Die ganze Rotte bewegte sich per Bus während der Dunkelheit der Nacht in den Ort Krimml, packte sich eine Fackel, zündete sie an und zog, verstärkt durch Gleichgesinnte, durch den Ortskern. Was im Mittelalter und der Frühen Neuzeit (und leider auch teilweise in der heutigen Zeit wieder) Angstzustände bei den Randgruppen der Dorfgesellschaft ausgelöst hätte, hatte natürlich einen ganz zahmen Hintergrund: Die Fackeln sollten zur Beleuchtung - Erleuchtung wäre sprachlich wirklich zu hoch gegriffen - des Weges dienen, der an den Krimmler Wasserfällen enden sollte. Hätte man böse Absichten gehabt, so hätte der kräftig blasende Wind diese schnell zunichte gemacht. Beleuchtung schaffte nun das handliche Telefon/ Allesding und man kam der Rauschen immer näher. Die angegebenen 380 Meter, die sich, einem Lemming gleich, die Wassermassen den Abhang herunterstürzten, sah man nicht in voller Länge, aber doch ein gut Stück. Schön, schauen Sie selbst!
So endete auch dieser Tag und allen, die bis hier her durchgehalten haben, zolle ich Respekt, und verabschiede mich mit einem "Juchee" aus dem Pulverschnee!
(Und für Anregungen bezüglich des kulturellen Themas bin ich dankbar)
Dienstag 21.1:
"Allem Anfang wohnt ein Zauber inne." Das sagt der Volksmund. Und der Schriftsteller Herman Hesse schrieb es, der wunderbare Anreger jungmenschlicher Lebensträume. Und Letzterer schrieb es vermutlich als Erster(rer). Aber um diese literaturgeschichtliche Fragestellung soll es hier gar nicht gehen, sondern eher um eine ganz lebenspraktische, denn wenn der Volksmund solche Aussagen tätigt, dann hat er aller Wahrscheinlichkeit nach noch nie neben einem Jungenzimmer eines an einer im Rheinland beheimateten Schule, die in einem Schloss untergebracht ist, aufgewacht. Mit Rücksicht auf die minderjährigen LeserInnen und die feinfühligen Geister unter uns, werden die schlimmsten Stellen gepiepst.
Die Vorwarnung (Ich möchte es lieber als Vorwahn bezeichnen), dass gleich der ...des Morgens ausbricht, besteht in einem bettdeckigen Rascheln, das leicht durch die erstaunlich dünne Wand (wie dünn geht blickdicht?) aus dem Nebenzimmer kommt. Dann bricht es schneller als befürchtet hervor: "Du alter Piep, wenn du noch einmal meinen Piep mit deinen dreckigen Piep, dann Piep ich dir einen!" "Piep Piep Piep in Piep Piep mieser Piep, Digga!" "Piep Piep Enzian PIEP PIEP PIIIIEEEEP", usw. etc. Auf analytischer Ebene könnte man sagen, dass sich der Inhalt um das Bewusstsein des eigenen, auch körperlichen Heranwachsens dreht mit einem ausgeprägten Interesse an der nahen Verwandtschaft des Gegenübers, gepaart mit kräftigen Stimmbildungsübungen im Bereich des Buchstabens A, manchmal auch eines gequetschten, teils auch eines tonlosen "Ä"s. Dieser Zauber umhüllt uns 45 Minuten lang, jeden Morgen, die ganze Woche, selbst Sonntags. Vom Schloss. Das ist weder königlich, fürstlich, nicht herrschaftlich, kaum bürgerlich, auch nicht volksmundlich. Hesse hätte tief bestürzt den Stift zur Seite gelegt, wenn er gewusst hätte, zu was man Sprache auch verwenden können wird. (Und am Abend geht es weiter!) So darf ich mir nun wohl die Freihat nehmen und gewagt umformulieren: "Der Nacht wohnt ein Zauber inne, allein der Nacht, wenn alles, wirklich alles schläft!"
Bevor die Eltern unter Ihnen nun Schnappatmung bekommen: In weiser Voraussicht sind die zwei Zimmer auf besagtem adligen Flur von männlichen Begleitpersonen bezogen worden, sodass alle 7er auf einem eigenen Flur wohnen, und bei den Kindern des JAG sitzt sicherlich nicht jede Formulierung, aber es ist kein Vergleich. Gar keiner!
Doch da der Blick nach draußen schweift während der seelischen Verarbeidung des Morgens aus dem Fenster und bei diesem Anblick mag man dem Volksmund doch wieder ein wenig Recht geben, denn diesem Morgen und Vormittag, dieser Sonne, die es laut Wetterbericht in vorhandener Ausbrägung gar nicht geben sollte, diesem Panorama und dem mächtigen Bergmassiv wohnt schon ein Zauber inne, und das schönste: Ein schweigsamer.
Zeit, diese unnützen Gedanken zu Tastatur zu bringen und nicht den Infight mit der Rechtskurve zu suchen, wird gegeben durch einen Bauch, zu dem sich ein Weh gesellt hat. Die Besserung schreitet aber beständig voran, sodass man erfreulicher Weise für die gesamte Fahrt bisher festellen darf, dass wir verschont geblieben sind von Verletzungen, bis auf leichte Prellungen.
Der gestrige Schnubben allerdings hat sich zu einem erwachsenen Schnupfen gesteigert, sodass einer der besten von uns, wenn nicht sogar der beste, deaktiviert von seiner eigentlichen Aufgabe ist und sich kurieren muss. Betrüblich für ihn und alle, aber ein gutes Kollektiv fängt das in alle Richtungen hin auf.
Das Bauchweh ermöglicht es gleichzeitig das Haus, das uns hier beherrbergt, etwas genauer zu betrachten (siehe neueste Fotos ganz oben): Ein wirklich großer Komplex (4-5 Stöckwerke, je nach Zählung, mit Keller) für ca. 450 Personen, überwiegend Schülerinnen und Schüler natürlich. Trotz der Größe wirkt es im äußeren Anblick nicht als Klotz. Das wird bestimmt auch durch die hölzerne Fassade hervorgerufen und die leicht elegante Linienführung. Innerhalb der Gebäudes trifft man nach dem Eintreten auf das Herzstück, das Treppenhaus. Hier begrüßen den Betrachter gleich zu Beginn die drei dominanten Baustoffe: Waschbeton, Holz und Stahl, alles gleichberechtigt offen zu sehen. Bevor wir weiter auf diesen imposanten Gebäudeteil eingehen, soll eine kurze Beschreibung des grundsätzlichen Aufbaus folgen: Links und rechts des mittigen Treppenhauses befinden sich ab der ersten Etage die Wohn- und Schlafeinheiten als Mehr-/ Vielbettzimmer und kleine Betreuerräume. In den unteren Etagen sind viele Bewegungsangebote untergeracht: Alle gängigen Ballsportarten, Scooter-Bahn, Klettern, Trampolin, Tischtennis, Kicker. Natürlich gehört zu den unteren Geschossen auch ein weiträumiger Skikeller. Im Erggeschoss befinden sich links die Speisesääle und rechts das Stüberl, die Kücke und der Kiosk. Überall in den unteren Räumen findet der suchende eine vielzahl von Sitz- , Hänge- oder Liegemöglichkeiten. Alle Ebenen und Funktionstrakte sind mit dem Treppenhaus verbunden, das durchgehend vom obersten Geschoss bis in den Keller konstruiert ist. Es existiert ein an der Mauer umlaufender Wendelweg, auf dem Gepäck bequem nach oben befördert werden kann, und in der Mitte ein Treppensystem, das den kurzen Aufstieg ermöglicht. Von hier gibt es einen allumfassenden duechaus beeindruckenden Blick. Es ist optisch und funktional wirklich ein gelungenes Gebäude
Ich lobe den Architekten oin den höchsten Tönen, wie man merken wird, allerdings hätte ich ein Detail anders gelöst: Ich hätte die Treppen so breit gemacht, das zwei Personen gleichzeitig aneinander vorbei gehen könnten, ohne eine eine innige Freundschaft schließen zu müssen. Aber hätte ich architektiert, dass muss ich freimütig zugeben, stände das Gebäude auch nicht mehr.
Nebenbei wurde weiterhin Ski gefahren, worüber es morgen genauer zu berichten gilt, und die Herberge veranstaltet auf dem Vorhof, wie ich gerade sehe, eine Apres-Ski-Party. Beeindruckend, wie emsig und bewegungstalentiert das Begeltpersonal einiger Schule mit den Schülerinnen und Schülern mitzuhalten weiß, auch zu vorgerückter Zeit noch. Anscheinend ist jedem Song ein eigener Tanz zugeordnet.
Montag 20.1:
Sind wir doch einmal ehrlich: Skifahren ist in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht schon etwas fragwürdig, oder? Man muss ständig in Vorlage gehen, sogar dann noch, wenn es bergab geht (und selbst in konjukturellen Hochphasen scheut das berufliche und private Finanzgenie die fiskale Vorlage wie der Schalker das Gelb-Schwarze), man muss sich die Kante geben, am besten heftig und hart. Der Ton wird rauer auf der Piste, die Drängler am Skilift drängeln und über das gegenseitige Überfahren haben wir noch gar nmicht gesprochen. Wer will denn sowas? Kein Wunder, wenn es dabei zu kleinen Blessuren und Schnubben kommt. (Insgesamt scheint da wenig, was einem das Skifahren versüßen kann, vielleicht noch das gesüßte Skiwasser, aber alle gebürtigen Cola-/ Whatevertrinker versauern dabei.)
Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch diese, die Gesellschaft im Sport reflektierenden Gedanken die Leitung der diesjährigen Skifahrt dazu bewogen hat, den Gedanken der Humanität, Ruhe und Harmonie größeren Geltungsbereich zukommen zu lassen und ganz im Sinne und nach dem Vorbilde des allseits bekannten "Afternoon of Harmony" in den schneereichen gebieten Massachusetts - versuchen Sie es einmal, laut auszusprechen - den Nachmittig zu einenden und seelestreichelnden Gruppenaktivitäten zu nutzen. Die Pflege der Blessuren, Entspannung der stärker beanspruchten Muskelgruppen fügte sich hinzu wie ein müder Mensch in eine kuschelige Decke. Ein Teil lustwandelte in der märchenhaften Schneelandschaften vor prächtigem Bergpanorama mit anschließender friedlicher Schneeballschlacht, ein anderer Teil verlustierte sich beim gemeinsamen Einseifen (eine Hand wäscht das andere Gesicht), man warf sich gegenseitig Schneebälle wie Komplimente zu und über die Grenzen der Völker hinweg weiße Softbälle. Selbst die kleinste Gruppe versuche beim Discgolfspielen in der Nähe der Langlaufloipe noch Kontakte herzustellen und einige Langläufer zu treffen. Und so darf getrost festegestellt werden, dass alle wieder dem moralischen Kompass folgen und zu neuer Kraft gekommen sind.
Ach so: Die Könner und Teile der Fortgeschrittenen sind natürlich doch gefahren und zwar das doppelte Pensum...man will den Gott der Berge nicht erzürnen und das Karmakonto sollte annähernd in der Bilanz bleiben:
Ab morgen dann wieder auf der Piste, wir hören uns!
Sonntag 19.1:
So ein Tag, so wunderschön wie gestern, so ein Tag,... der war auch heute. Die Strecken, die die Schülerinnen und Schüler fahren konnten, wurden länger, steiler, die meisten fahren nun schon Lift. Sie Sonne ließ sich nicht lumpen und strahlte fast noch ein wenig breiter und heller als zuvor. Auch das (scheinbare) Blau des Himmels erschien einen Spratz tiefer, voluminöser, so raunten es Kundige in der Gruppe.
Kulinarisch entführte man uns heute bis nach Indien, es gab Dal, ein Linsengericht, mit Reis. Optisch für manche eine Herausforderung, aber die Küche hat die Würze wiedergefunden. Und so konnte man Zeuge dieser wunderbaren Kommunikation sein, die sich bei der Überlegung, sich einen Nachschlag zu holen, entspann: Dal da? Da Dal! Lecker, kein SkanDal!
Die Sportturniere und der ökologische Abend wechselten die Klassen, der Abend klang langsam und ganz ohne Sonne aus! Die braucht auch mal eine Pause!
Samstag 18.1:
Ein neuer Tag. Nachdem doch viele gestern schon zeitig ins Bett und den Schlaf gefallen waren, die gepeinigten schwarz-gelben Seelen Zeit hatten, die Tränen zu trocknen, war die Vorfreude auf den ersten Tag mit Brettern an den Füßen bei vielen schon groß, bei manchen der Respekt noch etwas größer. Aber was war das? Eine spontane Nasenselbstentblutung ohne Fremdeinwirkung bim Frühstück! Böses Omen oder Auswirkung der Höhenluft? Man wird sehen!
Nachdem ein kraftspendendes Frühstück eingenommen, die Schülerinnen und Schüler in kompetenzbasierte Skigruppen eingeteilt und die Basisinformationen zu dem Skipass, No-gos und Erwartungen gegeben wurden, sprangen die Erfahreneren in ihre Kluft und die Beginnenden machten sich auf in den Kampf mit den Skistiefel, der Bindung und den Stöcken. Man muss nicht unbedingt von einem Kantersieg sprechen, aber sagen wir so: vielen Mannschaften der ersten Bundesliga wären stolz auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler gewesen, wäre es ihre eigene gewesen. Es wurde laufen gelassen, es wurde gebremst, die ersten Kurven vollbracht und auch nach dem Fallen, stand alle wieder auf. Andere bretterten bereits die Piste hinab.
Nach dem ersten Skikontakt stand dann für die Klassen das Rahmenprogramm auf selbigem: Die eine Klasse setzte sich mit dem Skisport in einem vorbereiteten Rollenspiel aus ökonomischer und ökologischer Sicht auseinander und bindet so das selbst Erlebte in den gesellschaftlichen Kontext ein. Die andere Klasse veranstaltete den ersten Teil eines Tischtennis- und Tischkickerturniers. (Natürlich wechseln die Klassen in den folgenden Tagen die Projekte).
Kann am Ende des Tages trotz des Morgenblutens ein positives Resümee gezogen werden? Keine Verletzung, kein Verlust, fröhliche Gesichter. JA! Allerdings: Manche waren dann doch beim Mittagessen etwas enttäuscht, nachdem sie am Vormittag soviel von Pommes und Pizza erzählt bekommen haben, dass sich dann auf ihrem Tellern nur Spagetthi Carbonara vorfanden, und da möchte ich ihnen beipflichten: Eine anständige Carbonara, die diesen Namen auch wirklich verdient, kann in einer Großküche, deren Speisen alla Buffet gewärmt werden, nicht hergestellt werden. Liebe Leute!
Zum heutigen Abschied an alle traurigen Seelen: Echte Liebe vergeht nie!
Freitag, 17.1
So ging es dann gestern los, 10 Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit. Was so drängend begann, setzte sich auch in der Nacht so fort. Die Reise war von dauerhaften räumlichen Fortschritt geprägt, die Aufregung in den angeregten Gesprächen all überall im Bus wahrzunehmen, nur von einigen Pausen unterbrochen. Die größte Aufregung war schon, als in Erlangen ein Mädchen ein anderes Nahe der Zapfsäule zwei erschreckte, was es aber insgesamt gut verkraftete: Sie schien mit dem Schrecken davon gekommen zu sein. Mit dem Vergehen der Zeit folgten ihr die Gespräche und langsam schliefen alle ein, die einen tiefer, die anderen flacher, aber alle irgendwann irgendwie doch.
Schnarch...
Majestätisch erhoben sich die ersten Berge in den noch blauschwarzen Himmel, scheebedeckt. In Österreich wurde um 6:45 nahe Heinzenberg der erste österreichische Schnee entdeckt, die ersten Sonnenstrahlen zwängten sich aufmunternd zwischen den Bergesspitzen hindurch und erhellte die noch traumelnden Gemüter. Wir wurden für die eine oder andere Mühe der Nacht reichlich belohnt und mit Vorfreude packten die Reisenden ihr Handgepäck, weil die Jugendherberge schon nah war. Allerdings ist es doch häufig so, dass im frohen Beginne das tränenden Auge bereits enthalten ist, und so zog der erste Ärger auf, als ein wohlgeschätzter Betreuer feststellen musste, dass einiger Schabernack mit ihm und seinem Schuh getrieben wurde. Sollten sie sehen, was das Schicksal ihnen bereitet hielt.
Um kurz vor 8 morgens angekommen, konnten zügig die Koffer entladen und die erste Sammelstelle angesteuert werden. Nach dem Frühstück erfuhren die Wartenden, dass sich ihr Zustand in näherer Zukunft nicht ändern sollen sollte: Aufgrund von Engpassen im Gebäudereinigungsmanagement verzögere sich die Zimmerbezugszeit. Also ergriff man freimütig die neu gewonnene Zeit, um in herrlichem Winterwetter die nähere Umgebung bei einem Spaziergang zu erkunden, sich in den Schnee oder diesen auf andere zu werfen. Danach gab es das erste warme Essen, eine vorzügliche Tomatensuppe, was man auch über das Abendessen sagen konnte, das seinerseits aus Spätzle mit Gulasch bestand.
Doch der böse Schuhscherz musste weiter gesühnt werden, die Zimmer waren noch nicht frei und so zog man die Skiausleihe vor. Danach wurden Zimmerschilder ausgearbeitet, mit viel Liebe, Einfallsreichtum und Eifer, selbst von sich unfähig einschätzende BetreuerInnen.
Und endlich öffneten - wahrscheinlich ausreichend Karma eingesammelt - die Pforten der Zimmer und sie wurden von den Schülerinnen und Schülern in Beschlag genommen, sich angeeignet.
Jetzt, bald vor der Schlafensgehzeit sollen schöne Grüße übermittelt werden und Freude bei der Durchsicht der Bilder gewünscht.