Das Fach Philosophie
- Nina Hofmann
- Gesellschaftswissenschaften
- Philosophie
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Philosophie – ein neues Fach in der Oberstufe
Aber was macht man da eigentlich?
Wenn wir über etwas staunen, beispielsweise über das Leben, und uns fragen, was denn der Sinn unseres Lebens oder gar des Lebens schlechthin sei, dann sind wir auf dem Weg zur Philosophie.
Wenn wir im Philosophieunterricht grundsätzlichen Fragen unseres Daseins nachgehen, dann sind wir dem Geist der Aufklärung und Vernunftkultur verpflichtet. Wir suchen Erklärungen, um zu verstehen, zu vergleichen und in all ihren Konsequenzen und Zusammenhängen zu durchleuchten.
„Die Wirkung der philosophischen Gedanken in der Welt ist heute nur möglich, wenn sie die Mehrheit der Einzelnen erreicht. Denn gegenwärtig ist der Zustand: Die Massen der Bevölkerung können lesen und schreiben, ohne doch den vollen Umfang abendländischer Bildung zu gewinnen. Aber sie sind die Mitwissenden und Mitdenken und Mithandelnden. Sie können dieser neuen Chance umso mehr genügen, je mehr sie in den vollen Umfang der hohen Anschauungen und der kritischen Unterscheidungen gelangen. Es ist für die Stunden der Besinnlichkeit aller Menschen daher notwendig, das Wesentliche so einfach, so klar wie möglich, ohne Einbüße an Tiefe, mittelbar zu machen.“ (aus Karl Jaspers: Aufgabe der Philosophie der Gegenwart, 1953)
Francisco de Goyas Radierung „Der Schlaf der Vernunft bringt Ungeheuer hervor“ (1796) visualisiert die von Jaspers geforderte Wirkung des Philosophierens. Mithilfe der Vernunft wollten und wollen ..
- die antiken Philosophen (z.B. Sokrates, Platon, Aristoteles) vor mehr als 2000 Jahren,
- die Philosophen der Aufklärung (z.B. Hegel, Kant, Voltaire) vor mehr als 200 Jahren
- die Philosophen des 20. Jahrhunderts (z.B. Sartre, Heidegger, Popper, Singer, Nida-Rümelin, Precht)
... die Ungeheuer der Unvernunft vertreiben: die Schrecken täglichen Miteinanders, die Furcht vor Unerklärlichem, die „Ungeheuer“ der politischen Welt etc. Philosophie ist ihrem Wesen nach fächerübergreifend und fächerverbindend – naturwissenschaftlich-technische, gesellschaftspolitische, religiöse und zwischenmenschliche Aspekte sind beispielsweise relevant.
Philosophen wollten und wollen die Welt mithilfe der Vernunft ergründen, die Wahrheit suchen. Das griechische Wort „Philosophie“ bedeutet schließlich „Liebe zur Weisheit“. Das hohe, vielleicht utopische, aber immer interessante Ziel des Philosophierens besteht darin, einen neugierigen Schüler zum vernünftigen und kritischen Denken anzuregen, damit dieser im Sinne Jaspers ein Mitwissender, Mitdenker und Mithandelnder wird.
Was muss ein interessierter Schüler also mitbringen?
Lust am Fragen, Zweifeln, Kritisieren, Argumentieren, Diskutieren, Zuhören, aber auch an der intensiven Textarbeit, denn ohne eine textliche Grundlage kann fundierte Philosophie nicht betrieben werden.
Nina Hofmann (Fachvorsitzende Philosophie)