Bad Berleburg. Etwa 100 Millionen Kinder auf dieser Welt leben auf der Straße, ohne Familie, ohne Schulbildung, eigentlich ohne alles. Auch Bad Berleburg wurde am vergangenen Donnerstag von Straßenkindern „heimgesucht“: In Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes erinnerte die Klasse 9a des Bad Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasiums an die Verabschiedung der Kinderrechtskonventionen vom 20. November 1989. Einmal selbst Straßenkind sein – für alle Schüler ein komisches Gefühl, doch für einen Tag in die Rolle eines Straßenkindes schlüpfen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt und natürlich um Spenden für terre des hommes zu sammeln. Mit dieser Aktion sollen auch die Wittgensteiner auf die unzumutbaren Zustände der Straßenkinder der Welt aufmerksam gemacht werden.
Am frühen Morgen des vergangenen Donnerstags, kurz nach Schulbeginn am Berleburger Gymnasium, machten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a auf – nicht wie gewohnt in den selbstverständlichen Schulunterricht – sondern auf die Parkplätze des HIT-Marktes, REWE-Marktes und dem der Firma Krug. Denn auch für Straßenkinder beginnt der Morgen nicht im Klassenzimmer mit Matheunterricht, sondern es muss einmal mehr um das tägliche Überleben gekämpft werden. Mit Aktionen wie Autoscheiben putzen und dem Verkaufen von selbstgebastelten und -gebackenen Gegenständen machten die Schüler die Passanten auf die Situationen in den Entwicklungsländern dieser Welt aufmerksam. Mit den gesammelten Spendengeldern wird unter anderem das Straßenkinderprojekt „Thuthuka“ in der simbabwischen Stadt Bulawayo gefördert. Die Familien der dort lebenden Kinder leben weit unterhalb der Armutsgrenze, sofern die Kinder überhaupt noch eine Familie besitzen. Für Schulbildung oder ärztliche Versorgung bleibt kaum Geld übrig. Zur Information: Auf 5000 Einwohner kommt ein Arzt in Bulawayu. In Deutschland wäre solch ein Zustand wohl kaum vorstellbar. Das Kinderhilfswerk terre des hommes ermöglichte es durch Spendengelder, eine Schule aufzubauen und viele Kinder zu ihren Familien zurückzuführen.
Die Berleburger Straßenkinder haben derweil für viel Aufsehen unter den Einwohnern gesorgt, es gab wohl nur selten eine Minute, in denen kein Mensch sich für die Stände auf den Parkplätzen interessierten. Es war zwar für den ein oder anderen aus der Klasse eine Überwindung, einfach so fremde Menschen anzusprechen, doch dies hatte sich auch nach wenigen Minuten gelegt. Man mag meinen, dass die arktisch wirkenden Temperaturen die Schüler an den Ständen demotiviert haben, aber im Gegenteil, die Schüler des Johannes-Althusius-Gymnasiums machten weiter munter auf ihr Projekt aufmerksam, auch sehr zur Freude von Religionslehrerin Traudel Stremmel. Sie hatte die Idee für diesen Aktionstag im Zentrum von Bad Berleburg und unterstützte die Schüler bei den wochenlangen Vorbereitungen. Die Schüler waren direkt begeistert von der Idee, einen solchen Tag zu veranstalten und die wochenlange Vorbereitung zeichnete sich aus durch eigenständiges Arbeiten und Planung der Ausführung seitens der Schüler.
Gegen Mittag rief aber dann wieder die Schule, doch der Straßenkinder-Aktionstag war trotzdem ein voller Erfolg. Unglaubliche 1052,72 Euro an Spenden wurden gesammelt, die Freude unter allen Beteiligten war natürlich groß. Die gesammelten Gelder gehen zu 100 Prozent an Projekte von terre des hommes. Damit können Straßenkindern auf der ganzen Welt neben Zufluchtsräumen auch Bildungsmöglichkeiten und ärztliche Versorgung gewährleistet werden.
Fotos und Text Benedict Weinhold