In der Woche vor den Sommerferien waren die Schülerinnen und Schüler der 8a in Zweier- und Dreiergruppen im JAG mit Fragebögen unterwegs. Sie hatten im Religionsunterricht über das Thema "Islam" gearbeitet und dabei so viel Wissen angehäuft, dass es zum Wunsch, mal eine Umfrage zum Islam in der Schule durchzuführen, nur noch ein kleiner Schritt war.
Gesagt, getan: Im Nachmittagsunterricht wurden in Gruppenarbeit Fragen und Antworten überlegt, aufgeschrieben, verworfen, wieder überlegt und aufgeschrieben. Herausgekommen sind dabei tolle Fragen, die sich nicht nur aufs Wissen beziehen, sondern auch auf Meinungen und Ansichten. Es sind auch Fragen dabei, die versuchen, eine Brücke zwischen Christentum und Islam zu schlagen.
Den Fragebogen finden Sie im Anhang.
420 Fragebögen wurden in den Sommerferien ausgewertet. Nur ein paar Wenige davon konnten nicht in die Auswertung aufgenommen werden, weil sie pubertären Anfällen männlicher Schüler zum Opfer fielen. Die überwältigende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler hat sich sehr gewissenhaft mit den Fragen auseinandergesetzt. Auch mehr als die Hälfte des Lehrerkollegiums hat mitgemacht. Euch allen herzlichen Dank im Namen der 8a!
Nun zu den Ergebnissen:
1) Der Name "Islam" bedeutet: Hingabe. 33% der Befragten haben das gewusst, wöhrend mehr als die Hälfte "Glaube" für die richtige Antwort hielten.
2) Hochinteressant, wenn auch nicht ganz unerwartet, sind die Antworten auf die Frage: "Woran denkst du beim Stichwort "Islam?". Toleranz, Solidarität, Achtung der Menschenrechte und Friedfertigkeit wurden von 9 - 13% der Befragten angekreuzt. Engstirnigkeit (112 Antworten), Fanatismus (123), Gewaltbereitschaft (200) und Benachteiligung der Frau (294) wurden von der Mehrheit der Befragten mit dem Islam in Verbindung gebracht.
3) 92% der Befragten wissen, dass Gott im Islam "Allah" heißt.
4) Mohammed lebte von 570 bis 632 n. Chr. Knapp die Hälfte (48%) hat das gewusst.
5) Seiner ersten Frau Chadidscha hat der Prophet Mohammed viel zu verdanken. Nur 31% haben diesen Namen richtig angekreuzt. Aber man kann ja nun wirklich nicht alles wissen...
6) Natürlich ist das Heilige Buch des Islam der Koran. Das wussten zwar nicht alle, aber immerhin 344 der Befragten.
7) "Woher soll ich das denn wissen?", schrieb ein Schüler der Klasse 5 auf eine der Leerzeilen. Recht hat er. Aber er muss sich da keine Gedanken machen, denn die Schülerinnen und Schüler von Klasse 8 an aufwärts haben auch nicht alle fünf Säulen nennen können. Man vergisst eben viel zu schnell! Die Säulen, auf denen der Islam ruht, sind: Das Bekenntnis zu Allah (70 Antworten), das Gebet (123), die Abgabe für die Armen (53), das Fasten (76) und die Pilgerreise nach Mekka (93). Tröstet euch, liebe Schüler: Auch nur vier Lehrer haben alle fünf Säulen nennen können.
8) Gebetet wird in Richtung Mekka. Das haben 81% richtig angekreuzt.
9) Die Moschee ist das Gotteshaus im Islam. 352 Antworten waren richtig. Immerhin nannten 37 die Synagoge (Judentum).
10) In Deutschland leben zur Zeit etwa 4,2 Millionen Muslime, wussten 51% der Befragten. 29% nannten die Zahl 1,5 Millionen, und 21% vermuten 6,9 Millionen Muslime in Deutschland.
11) 51 Millionen Menschen gehören in Deutschland noch einer christlichen Kirche an. Immerhin 59% haben diese richtige Antwort gegeben.
12) Die meisten Muslime leben nicht in der Türkei (44% der Antworten) und auch nicht im Iran (48%). Nur knapp 9% gaben die richtige Antwort: Indonesien.
13) Der Glaube an den einen Gott ist die große Gemeinsamkeit zwischen Judentum, Christentum und Islam. Man nennt sie daher auch die drei monotheistischen (ein Gott) Weltreligionen. 298 wussten das.
14) Vier Frauen sind das Maximum für einen muslimischen Mann. 41% haben das richtig beantwortet (geraten?). Stolze 36% meinten, acht Frauen seien erlaubt.
15) Eine spannende Frage! Das Ergebnis haben wir geahnt, weil wir uns im Unterricht mit den entsprechenden Texten beschäftigt haben. Nur 30 Befragte haben geantwortet, dass in Koran und Bibel Gewalt gegen Frauen erlaubt und angewendet wird. 174 meinten, nur der Koran erlaube es, Frauen zu schlagen. 178 meinten, in beiden werde Gewalt gegen Frauen verboten. "Es steht geschrieben!": Wer so argumentiert und glaubt, Bibel und Koran seien vom Himmel gefallen, der nimmt sie nicht ernst als Schriften, die eben auch an die Zeit gebunden sind, in denen sie entstanden sind.
16) Nein, es gibt im Koran keine ausdrückliche Vorschrift, dass Frauen ein Kopftuch tragen müssen. 118 haben das richtig beantwortet, während 266 meinten, dass es diese Vorschrift gibt.
17) "Dschihad" wird bei uns gerne mit "Heiliger Krieg" übersetzt. Falsch! "Dschihad" heißt: "Sich bemühen". Es gibt den "Großen Dschihad", das ist das Bemühen, ein guter Moslem/eine gute Muslima zu sein. Der "Kleine Dschihad" meint den bewaffneten Kampf gegen die, die islamisches Gebiet mit Waffengewalt angreifen. Beides ist also richtig, aber nur 84 haben das angekreuzt. 182 kreuzten Antwort A an, 104 Antwort B.
18) 21% der Befragten wollen mit Muslimen gar nicht über den Glauben sprechen (zu viele, wie ich finde!). Nur 14 möchten so darüber sprechen, als ob sie alles besser wüssten. Erstaunlich viele (236) Menschen an unserer Schule sehen sich mit den Muslimen auf zwei Wegen zum selben Ziel unterwegs, und 62 möchten sich mit den Muslimen als Suchende unterhalten.
Der katholische Theologe Hans Küng hat vor 20 Jahren das "Projekt Weltethos" ins Leben gerufen. Zu den Grundlagen dieses Projektes gehört die Aussage: "Solange die Weltreligionen nicht im Frieden miteinander leben, wird es keinen Frieden auf der Welt geben. Es liegt also allein an uns, wie wir im Freundeskreis, zu Hause und natürlich ganz besonders in der Schule miteinander umgehen. Frieden wünschen wir uns doch alle! Noch einmal "Danke" an alle, die sich auf unsere Umfrage eingelassen haben.