(jetzt mit neuen Bildern) „Schule ist ein Begegnungsraum mit Momenten, in denen der Funke überspringt und in einem Schüler ein Feuer entfacht – aber bitte nicht mit so viel Brandschutz.“ – Diese Worte von Poetry Slammer Tobias Beitzel sprachen den Menschen, die am Mittwoch zur feierlichen Auftaktveranstaltung des 100-jährigen Jubiläums des Bad Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasiums, gekommen sind, wohl aus der Seele. Mit einem bunten Mix aus Musik und Comedy, Erinnerung und Ausblick startete das JAG in sein Jubiläumsjahr.
Dass sein Porträt irgendwann auch einmal in der Ahnengalerie der Schulleiter und Schulleiterinnen hängen werde, fühle sich fremd an, erklärte Schulleiter Clemens Binder in seiner Begrüßungsrede. „Unsere gegenwärtige Arbeit an der Schule kondensiert dann zu einem Foto und wird Geschichte,“ so Binder weiter. Er betont, dass er sehr stolz sei auf die „Schulgestalter“ und die Teamarbeit in der Schulgestaltung. Beim Blick in die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum stellt Binder fest, dass die von Johannes Althusius in seiner Politica festgelegten Prinzipien der „reziproken Solidarität“, des „wehrhaften Gerechtigkeitsinns“ und die „unumstößliche Würde“ auch heute noch am Johannes-Althusius-Gymnasium gelebt werden und sich als Grundlage für den Erwerb lebensnotwendiger Kompetenzen eignen. Er fühle sich mit der Vergangenheit sehr verbunden und schaue mutig in die Zukunft, so Binder weiter. Diese positive Sicht auf die Zukunft unterstrich der Schulleiter auch bei der Übergabe des Staffelstabes durch Andreas Droese von der Sparkasse Wittgenstein, die in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feierte: „Wenn wir uns als Menschen, die einander helfen, verstehen, ist die Zukunft sicher.“ Droese betonte daraufhin, dass es Mut mache, so viele motivierte und engagierte junge Menschen zu sehen, die am JAG ein grundlegendes Fundament für die Zukunft erhalten. Dass die ganze Region davon profitiere, fügte Manuel Spies, Kämmerer der Stadt Bad Berleburg, hinzu.
Die festlich geschmückte Aula bot das perfekte Setting für das umfangreiche Programm aus Musik und Comedy. Poetry Slammer und Moderator des Abends, Tobias Beitzel, erinnerte sich an seine eigene Schulzeit am JAG. Mit jedem Raum könne man Erinnerungen verbinden an Theater, Musik, aber auch an Lernstandserhebungen, witzelte er. Die Bühne in der Aula sei sicherlich nicht nur für ihn ein ganz besonderer Ort. Dass das JAG damit einen Ort für Bühnenkunst biete, an dem Kinder sich ausprobieren können, lobte Beitzel sehr.
„Interpretiere den Text, aber korrekt. Der Fehler schon in der Anleitung steckt.“ - In einem für diesen Abend geschrieben Slam kritisierte Tobias Beitzel dennoch das enge Regelkorsett des Schulsystems, erinnerte sich aber gleichzeitig auch daran, dass seine damalige Deutschlehrerin Jessica Tewes ihm die Welt des Poetryslams eröffnete, die seinen beruflichen Werdegang damit beeinflusst hat.
„Wunderschöner Schwachsinn“ sei wohl der zutreffendste Begriff für das, was Michal Kuhn auf der Bühne macht, kündigte Beitzel in der zweiten Programmhälfte an. Die gebürtige Wittgensteinerin und ehemalige Schülerin des JAG animierte mit einem Lied über ihren Jack Russel-Terrier das Publikum in der Aula zum Bellen und später mit „Urlaub am Meer gestaltet sich schwer mit 2 Cent und einem Fünf-Euro-Schein“ auch zum kollektiven Schunkeln. Mit über 100.000 Followern bei TikTok hat sich Kuhn eine große Community erarbeitet und kann bereits Auftritte bei NightWash für sich verbuchen.
Klassik auf höchstem Niveau boten Joel Renfordt, Gustav Ortmann und Musiklehrerin Anna Schauerte am Klavier und Celli. Mit dem ersten Satz „Allegro“ aus Vivaldis Doppelkonzert für zwei Celli in G-Moll und Impromptu für Cello und Klavier des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan zeigten die jungen Cellisten ihr virtuoses Können und verblüfften die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Aula.
Das rund 40-köpfige Bad Berleburger Blasorchester, kurz BBB, besteht bis auf zwei Personen, aus aktiven und ehemaligen Schülerinnen und Schülern des JAG. Das sei ein Beleg für den hohen Stellenwert von Musik und Bühnenkunst am JAG, stellte Tobias Beitzel fest. Das BBB begeisterte gewohnt mit Liedern wie „All I Want For Christmas is You“, einem Michael-Jackson-Medley und der Game-of-Thrones-Titelmusik.
Wer gleichzeitig ein Trompetensolo spielen und die Nebelmaschine betätigen kann, ist wohl Mitglied der JAG-Schulband, die an diesem Abend zu guter Letzt ablieferte: Mit „Hot Stuff“, „Seven Nation Army“ und „Little Talks“ ließ die Hausband die Stimmung in der Aula noch einmal hochkochen.